Historie

Inhaltsübersicht:

Holzschnitt Rhodos



Die ersten Bewohner in der Jungsteinzeit

Antike Karte von Rhodos

Antike Karte von Rhodos

Die ersten Siedlungen auf Rhodos entstanden in der Jungsteinzeit, die auch unter dem Namen Neolithikum bekannt ist. Diese Epoche gilt als Übergang der Jäger- und Sammlerkulturen zu Bauern mit festem Wohnsitz und Haltung von Tieren. Weitaus bedeutender für die Geschichte der Insel waren jedoch die Ansiedlungen, die sich in den ersten Jahren der Bronzezeit entwickelt haben. Die Minoer kamen im 16. Jahrhundert nach Rhodos, etwa 100 Jahre später folgten die Mykener. Erstere wurden nach dem König Minos benannt und werden oft eher mit Kreta als mit Rhodos in Zusammenhang gebracht. Einige Quellen sprechen von einer Besiedlung der Insel durch die Rodanim. Dabei handelt es sich um die Nachkommen von Jawan, dem Enkelsohn der biblischen Gestalt Noah. Das 11. Jahrhundert spielt in der Geschichte von Rhodos eine bedeutende Rolle. In diesem Zeitraum besiedelten die ersten Dorer die Insel. Dieser indogermanische Volksstamm hatte ursprünglich seine Heimat in Eprius, welches sich im Nordwesten des Landes befindet, sowie im nordöstlichen Makedonien. Die Dorer gelten als Gründer von Städten wie Lindos, Ialysos und Kameiros. Diese Orte fungierten einst als unabhängige Poleis und waren dementsprechend wichtig für die Position der Insel im Mittelmeerraum. Gemeinsam mit der Insel Kos sowie den auf dem Festland Kleinasiens gelegenen Städten Knidos und Halikarnassos bildeten sie in der damaligen Zeit die dorische Hexapolis, einen Sechsstädtebund von enormer Bedeutung. Außerdem gab es in Lindos mehrere Tempel, die nicht nur innerhalb Staatsgebietes von Rhodos eine große Rolle spielten. Ein weiterer Pluspunkt der Insel war die Lage am Seeweg, der in einem hohen Ausmaß frequentiert wurde. Die ausgezeichnete Qualität der Häfen bescherte ihr hervorragende Einnahmen aus dem Fernhandel.

Die Archaik

Die Epoche zwischen 750 und 550 v. Chr. wird in der griechischen Geschichte als Archaik bezeichnet. In diesem Zeitraum erlebte Griechenland einen großen Fortschritt in der Entwicklung von Politik und Kultur. Dies gilt u. a. auch für Rhodos, weil die Insel während dieser Zeit schon eine feste Bank im Geschehen des Staates war. Demzufolge ist die Erwähnung in der Ilias, einem der bekanntesten Werke von Homer, mit Sicherheit keine Überraschung. Das zentrale Thema der Ilias ist der trojanische Krieg, an dem sich Rhodos gemäß Homer mit dem Einsatz von neun Schiffen beteiligt haben soll. An der Führungsspitze von Rhodos befand sich Tlepolemos, einer der Söhne des Herakles.

Die Persischen Kriege und der Attische Seebund

Im 6. Jahrhundert v. Chr. gab es eine Wende in der Position der Dodekanes-Insel. Das erste persische Großreich, welches unter dem Namen Achämenidenreich bekannt war, nahm in einem zunehmend stärkeren Ausmaß großen Einfluss auf die Belange der Insel. Das war eine Folge der Niederlage der Lydier, einem Nachbarvolk der Bewohner von Rhodos, gegen die Perser im Jahr 546 v. Chr. Von 500 bis 494 v. Chr. gab es einen Ionischen Aufstand, in welchem Rhodos und die griechischen Städte in Kleinasien gegen die Perser kämpften. Nachdem der Aufstand kein erfolgreiches Ende fand, behielt Rhodos zunächst weiterhin den Status eines Bestandteils des persischen Reichs. 479 v. Chr. mussten die Perser jedoch bei Plataiai eine herbe Niederlage einstecken. Im darauffolgenden Jahr folgte der Beitritt der drei Städte der Insel Rhodos zum Attischen Seebund. Dabei handelte es sich um ein Bündnis zwischen den Stadtstaaten in Kleinasien mit Athen, welches als Konsequenz der Kriege gegen die Perser eingeführt wurde.

Hippodamus von Milet und sein Einfluss

Der nächste wichtige Abschnitt in der Geschichte von Rhodos folgte im Jahr 408 v. Chr. Der Zusammenschluss der drei Städte hatte die Gründung einer neuen Stadt zur Folge, die an der nördlichen Inselspitze gelegen war. In der heutigen Zeit befindet sich dort die gleichnamige Inselhauptstadt. Hippodamos von Milet war einer der bekanntesten Städteplaner in der damaligen Zeit und hatte mit seinen Plänen enormen Einfluss auf die spätere Ausrichtung von Rhodos. Bereits im 4. Jahrhundert gelang es der Insel, Athen die Rolle als Handelszentrum im griechischen Staatsraum abspenstig zu machen.

Unabhängigkeit und Befreiung vom persischen Reich

404 v. Chr. wurde der Attische Seebund letztendlich aufgelöst. Daraufhin erreichte Rhodos seine vollständige Souveränität. In den Jahren 387/386 v. Chr. schloss Sparta zwecks Beendung des Korinthischen Kriegs mit seinen Gegnern den Antalkidasfrieden. In dieser Zeit konnte Rhodos seine Unabhängigkeit gegenüber dem Persischen Reich durchsetzen. 364 v. Chr. kam es zum Bündnis mit Theben gegen die Staaten, die dem zweiten in der Zwischenzeit entstandenen Attischen Seebund angehört hatten.

Ein Koloss als Weltwunder

Koloss von Rhodos

Koloss von Rhodos

Der Koloss von Rhodos wurde schließlich als Dank zur Befreiung aus diesen Schwierigkeiten erbaut. Er gehörte zu den sieben Weltwundern der Antike und war mit einer Höhe von mehr als 30 m eine wahrhaftig imposante Erscheinung. Der Koloss galt als Symbol des Sonnengottes Helios. Die Weihe der Insel galt diesem Gott, und darüber hinaus waren die Menschen der Ansicht, dass er großen Einfluss auf den Sieg von 306 hatte.

Die gewaltige Bronze-Statue wurde etwa 292 v. Chr. nach zwölfjähriger Bauzeit vollendet und in der Inselhauptstadt Rhodos plaziert. Eine Korona um das Haupt der Statue kennzeichnete diese als Sonnengott. Bis heute ist nicht endgültig geklärt, an welcher Stelle genau das monumentale Bauwerk stand. Sicher ist jedoch, dass er nicht breitbeinig über dem Hafeneingang thronte, wie es oft bildlich dargestellt wird. Diese Legende stammt aus dem 14. Jahrhundert, als die Kreuzritter Rhodos beherrschten. Physikalisch wäre dies jedoch nicht möglich gewesen, da zwischen den beiden Füßen des Koloss dann 750 Meter hätten liegen müssen. Eine antike Darstellung oder Beschreibung der gewaltigen Statue existiert leider nicht.

Ein starkes Erdbeben im Jahr 226 v. Chr. brachte den Koloss von Rhodos schließlich zum Einsturz. Mit einer Standzeit von nur 66 Jahren war er damit das kurzlebigste der sieben Weltwunder.

Die Blütezeit im Hellenismus und die Römer

Die Epoche des Hellenismus bezeichnet den Zeitraum der Anfänge der Herrscherzeit von Alexander dem Großen bis zur Eingliederung von Ägypten in das Römische Reich. Rhodos erlebte im Hellenismus seine große Blütezeit. Politisch orientierte man sich damals eng an Rom und konnte auf diese Weise durch geschickte Verhandlungsmaßnahmen den Aufstieg der Insel zu einer Handelsmetropole von großem Reichtum erlangen. Als Belohnung für die Hilfe, welche das Römische Reich in der Auseinandersetzung mit den Seleukiden von Rhodos erhielt, wurden der Insel mehrere Besitztümer auf dem Festland Kleinasiens zugesprochen. Allerdings konnte Rhodos diese Stellung nicht auf die Dauer erhalten. Bei einer Auseinandersetzung zwischen den Römern mit König Perseus von Makedonien nahm die Insel eine vermittelnde Position zwischen den beiden Parteien ein und stand nicht uneingeschränkt hinter dem Römischen Reich. Der Senat der Römer zog einen Krieg in Erwägung und entschied sich letztendlich 167/166 für den Bau eines Freihafens auf Delos. Dieser Beschluss war ein harter Schlag für Rhodos, welches darüber hinaus den Verlust seines Besitzes auf dem Festland hinnehmen musste. Um 42 v. Chr. kam es zum Bürgerkrieg, in welchem die Römer unter der Führung von Cassius die Macht an sich reißen und die Insel plündern konnten. Zuvor machten sie während der Herrschaft Vespasians das Land gemeinsam mit Lykien zum Bestandteil ihres Reichs. Von diesem Zeitpunkt an stand Rhodos unter der Verwaltung der Provinz Lycia et Pamphylia, während die Insel in der Spätantike der Provinz Insulae der Diözese IV angegliedert wurde.



Kreuzzüge, Aufteilungen und Veränderungen

Im Jahr 395 wurde das Römische Reich schließlich faktisch geteilt. Dieses Ereignis bewirkte, dass Rhodos erst Bestandteil des Oströmischen Reichs wurde und ein wenig später die Zuordnung zum Byzantinischen Reich erfolgte. Zwischendurch gab es zwei kurzzeitige Unterbrechungen durch Eroberungen der Araber. 1097 eroberten die Kreuzritter die Insel im ersten Kreuzzug. Der vierte Kreuzzug im Jahr 1204 war der Auslöser für die Zugehörigkeit zu Venedig. Anschließend verschaffte sich das mit Genua verbündete Byzanz die Macht über dieses Stück Land.

Die Johanniter im Kampf gegen die Türken

1306 kam es zum Vertrag zwischen Vignolo de´ Vignoli aus Genua und den Rittern eines Ordens namens Sankt Johannis. Die Ritter halfen ihm unter der Führung ihres Großmeisters Fulko de Villaret bei der Verwirklichung seiner Pläne in der Politik und wurden im Gegenzug mit einem auf der Insel befindlichen Herrschaftsgebiet belohnt. Der Papst sicherte den Johannitern seine Unterstützung, so dass sie mit der Eroberung der Insel beginnen konnten. Zu ihren Gegnern gehörten, abgesehen von Truppen aus Byzanz, auch Konkurrenten von Vignoli, die ebenfalls aus Genua stammten sowie eine türkische Gruppe, die dem Beylik Mentesche zugehörig war. Nach einer langen Zeit gelang es ihnen schließlich, Rhodos endgültig in Besitz zu nehmen. Die Griechen wurden letztendlich unterworfen, die Genuesen verloren ihre politische Macht, und die Türken wurden vertrieben.

Übernahme durch die Türken

Belagerung von Rhodos 1480

Belagerung von Rhodos 1480

Die belagerte Hauptstadt der Insel wurde 1309 vom byzantinischen Kommandanten übergeben. Mit dieser Aktion galt ihre Eroberung als vollendet. Die Johanniter befestigten die Hauptstadt in der nachfolgenden Zeit und verteidigten sie gegen mehrere Angriffe seitens der muslimischen Länder aus der Umgebung. In den Jahren 1440 und 1440 konnte der Ort gegen die Attacken der Mamluken unter der Führung des Sultans Dschakmak den erforderlichen Widerstand leisten. 1480 leistete die Stadt das nötige Maß an Gegenwehr, um die Türken in Schach zu halten. Erst 1522 gelang es Suleiman dem Prächtigen und seinen Untertanen, die Festung sturmreif zu schießen. Anschließend gaben die Ritter unter Philippe de Villiers de l´Isle-Adam auf und verließen das Land am Neujahrstag des Jahres 1523.

Die Bedeutung des griechisch-türkischen Abkommens

Die Türken blieben bis 1912 an der Macht, bis es im Tripoliskrieg zur Besetzung durch Italien kam. Infolgedessen war das griechisch-türkische Abkommen von 1922 für Rhodos völlig irrelevant. In diesem Abkommen wurde festgelegt, dass die türkischstämmigen Einwohner Griechenlands in ihre ursprüngliche Heimat zurückkehren mussten und die kleinasiatischen Griechen zu einer Emigration nach Hellas verpflichtet waren. Folglich lebt noch heute eine muslimische Minderheit an Türken auf der Insel.

Italienische Besatzungszeit

Während der Besatzungszeit der Italiener von 1912 bis 1943/47 wurden die Statuen eines männlichen Hirsches und einer Hirschkuh als Grenzen der Einfahrt zum Hafen der Insel festgelegt. Von diesem Zeitpunkt an waren die beiden Statuen die neuen Wahrzeichen von Rhodos. Eine Legende besagt, dass ihr Platz dem früheren Sitz der Sockel des Kolosses entspricht. Darüber hinaus sorgte die italienische Besatzungsmacht für den Ausbau zahlreicher Straßen und die Errichtung vieler Bauwerke. Insbesondere die Werke des italienischen Architekten Florentano Di Fausto waren für den Bau und die Planung der optischen Beschaffenheit dieser Stadt von enormer Bedeutung.

Fakten rund um den Großmeisterpalast

Großmeisterpalast von Rhodos

Großmeisterpalast von Rhodos

Eine weitere Folge dieser Interventionen war der Neuaufbau des Großmeisterpalastes. Dieses Gebäude fungierte im 14. Jahrhundert als Residenz des Großmeisters, der sich an der Spitze des Ordens der Johanniter befand. Nachdem die türkischen Osmanen die Stadt im Jahr 1522 erobert hatten, erfüllte er die Funktionen eines Gefängnisses und Pulvermagazins. Eine Munitionsexplosion beschädigte den Palast 1856 in einem hohen Ausmaß. Erst während der italienischen Herrschaft wurde er wieder in einen ansehnlichen Zustand gebracht. Experten sehen dieser Baumaßnahme mit einer gewissen Skepsis entgegen, weil sie diese Aktion in einen engen Zusammenhang mit dem Faschismus bringen, welcher zur damaligen Zeit in Italien eine bedeutende Rolle spielte. Der Bereich des Eingangs verfügt über Türme von einer außergewöhnlichen Konstruktion und ist in seiner ursprünglichen Beschaffenheit erhalten geblieben. Die neue Variante des Palastes war zunächst als Sitz des Königs von Italien und später als Residenz für den Diktator Benito Mussolini eingeplant. Beide Männer haben es jedoch nicht geschafft, auf die ursprünglich vorgesehene Art und Weise von ihm Gebrauch zu machen. Mittlerweile ist der Großmeisterpalast die Heimat des archäologischen Museums.



Einzug der deutschen Truppen im Zweiten Weltkrieg

Als die Italiener während des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1943 die Seiten wechselten, besetzten deutsche Truppen die Insel. Die Lokalverwaltung blieb allerdings weiterhin in den Händen der Italiener. Während die Truppen des Deutschen Reiches auf diesem Gebiet ihre Finger im Spiel hatten, kam es vor allem zur Errichtung von Plätzen, die hauptsächlich für militärische Zwecke gedacht waren. Ein gutes Beispiel sind die Stellungen auf dem Berg Filerimos, der sich ungefähr 8 km in südwestlicher Richtung von der Hauptstadt entfernt befindet. Einige dieser Stellungen sind noch heute zu erkennen. Die Aussicht ist vor allem bei Feuerwehrleuten beliebt, die von diesem Punkt aus während der heißen Sommermonate diverse Brände frühzeitig erkennen können. An der östlichen Küste hingegen wurden mehrere Bunker errichtet. Zwischen den Ortschaften Archangelos und Lindos sieht man noch einige Überreste, die einst Bestandteile eines Militärflugplatzes der Deutschen waren.

Schicksal der jüdischen Einwohner und Probleme der Besatzungsmacht

Während der Phase des Nationalsozialismus lebte auch eine jüdische Gemeinde auf Rhodos. Aus der Anfangszeit gibt es keine Berichte über antijüdische Aktionen auf der Insel. Dies änderte sich jedoch am 13. Juli 1944. An diesem Tag wurde ihre Inhaftierung von Generalleutnant Ulrich Kleemann angeordnet. Der wichtigste Grund für seinen Befehl waren die Schwierigkeiten mit der damaligen Währung. Die Lira verfiel innerhalb kürzester Zeit und bereitete den deutschen Besatzern immer größere Probleme bei der Deckung ihrer Kosten für ihren Verbleib auf der Insel. Der Einkauf von Gütern für die Truppe wurde zu einer schwierigen Angelegenheit. Folglich waren die Besitztümer der jüdischen Gemeinde nach Ansicht der Besatzer eine begehrenswerte Tauschware, welche sie vor einem möglichen finanziellen Notstand bewahren sollte.

Opfer der Deportation und Angliederung zum griechischen Königreich

Der 24. Juli desselben Jahres (1944) gilt als offizieller Beginn der Deportation von Juden, die bis dahin auf der Insel gelebt hatten. Man brachte sie erst mit einem Schiff nach Piräus. Dort wurden sie in eine Bahn gesetzt und nach Auschwitz-Birkenau transportiert. Am 16. August kamen sie letztendlich im Vernichtungslager an. 1.673 Menschen jüdischen Ursprungs waren Opfer der Deportation, während nur 54 Personen diesem Schicksal entgehen konnten. Die deutsche Besatzungsmacht hielt sich bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs auf Rhodos auf. Britische Seestreitkräfte sorgten jedoch für eine Blockade, so dass die Versorgung der Insel aus der Luft mit starken Einschränkungen zu kämpfen hatte. Letztendlich nahmen die Briten am 9. Mai 1945 die deutschen Truppen in Gefangenschaft. 1948 wurden Rhodos und weitere Inseln der Dodekanes-Gruppe unter die Verwaltung des Königreichs Griechenland gestellt.